Sunday, December 04, 2011

Roadtrip 1 - West Coast

Wir sind jetzt wohlbehalten wieder zurück in Perth.  Mit unserem Auto sind wir sechs Tage die Westküste hochgefahren. Am Montag sind wir mit unserem gesamten Gepäck zu dem Auto-Fritzen und haben unser Auto abgeholt. Das Bett war natürlich nicht wie versprochen eingebaut – er meinte das hat nicht funktioniert, man wäre nicht mehr reingekommen und es wäre eh sehr stickig und eng. Stattdessen hatte er eine Matratze einfach so hereingelegt und als Entschädigung für den verloren gegangen Stauraum, eine Halterung auf das Dach gebaut. Wie versprochen war allerdings das Innere mit Teppich ausgelegt, es war eine Matratze dabei, ein Gaskocher, eine Kühlbox, ein wenig Besteck, Geschirr und eine Pfanne. Wir waren schon zufrieden, haben die restliche Summe bezahlt und sind als erstes zu dem Baumarkt neben an gefahren. Dort haben wir uns Holz, Hammer und Nägel (alles was man also zum Bettbau braucht) gekauft und haben auf dem Parkplatz unser Bett gebaut. 
Danach sind wir direkt weiter zu K-Mart und haben alles Mögliche an Ausrüstung eingekauft. Leider hat das alles ziemlich lange gedauert und die Sonne geht hier schon gegen 7 unter. Deswegen sind wir, als wir dann endlich los gefahren sind, nur 30 Kilometer bis in einen Vorort gekommen (Nachts soll man hier nicht fahren, denn die Gefahr, dass ein Känguru vors Auto springt ist einfach viel zu groß). Dort haben wir auf irgendeinem Parkplatz nahe dem Meer geparkt und uns in unser Bett gelegt und geschlafen. 
Da wir noch keine Gardinen hatten, sind wir recht früh aufgewacht, aber eigentlich war die erste Nacht im Auto echt gut. Am nächsten Morgen also sind wir aufgebrochen Richtung Pinnacle Desert. Am Straßenrand haben wir unsere ersten Kängurus gesehen - Tote. Auf dem Weg nach Pinnacle Desert sind wir durch viele kleine Ortschaften gegurkt und haben hier und da mal einen Strand angeguckt. 


Sobald man allerdings aus der Metropolregion von Perth raus ist, ist da auch nichts mehr. Alle 100 km kommt mal ein Ort. Er wird immer groß angekündigt, entpuppt sich aber ebenfalls immer nur als mini Ortschaft, bestehend aus nur einer Hauptstraße an der ein General Store und eine Tankstelle liegen. Alle sind um einiges kleiner als Havighorst (z.B.: Lancelin (noch einer der Größeren) – Population est 645). Direkt am Meer führt der Indian Ocean Drive die Küste hoch. Nach 2 stündiger Fahrt haben wir Pinnacle Desert erreicht, eine kleine Wüste die übersät mit stehenden Steinsäulen ist. Man kann zu Fuß und mit dem Auto durchfahren – wir haben natürlich beides gemacht. Die Pinnacles sind echt cool und bieten einen außergewöhnlichen Anblick. 


Nach einem kurzen Stopp in Jurien Bay, wo wir uns endlich mal einen Campingatlas zu gelegt haben („Camp 6“ – nur zu empfehlen), haben wir unsere Quartier für die Nacht auf einem kostenlosen Camping Platz namens Cliff Head aufgeschlagen. Cliff Head ist eigentlich nur eine kleine Seitenstraße hin zum Meer und ein Stück entlang (mit Sandbuchten zum Parken) mit einem Plumpsklo. Die Nacht bei Cliff Head war echt gruselig. Es war sehr windig und verlassen – wir waren scheinbar die einzigen und Cliff Head liegt 60 km zu beiden Richtungen von jeglicher Zivilisation entfernt. Zu allem Überfluss funktionierte unsere Taschenlampe nicht und es war stockfinster. Ihr könnt euch vorstellen, wir rechneten jeden Moment damit, dass jemand angefahren kommt, uns mit seinen Scheinwerfen blendet, aussteigt und uns blutig mit irgendwelchen Kettensägen umbringt. Naja gut, wir haben trotzdem ordentlich geschlafen, von 9 Uhr abends bis 7 Uhr morgens und sind dann weitergefahren. 


Auf dem Weg Richtung Geraldton haben wir zwei Sachen am Auto entdeckt. Zum einen haben wir die negative Entdeckung gemacht, dass die Tankanzeige für Autogas nicht funktioniert (Gemerkt haben wir das natürlich als, das Auto auf einmal einfach nicht mehr weiterfahren wollte :P. Naja jetzt wissen wir ja das man mit einem Tank 250 km weit kommt.). Zum anderen ist uns bewusst geworden, dass bei den hiesigen Temperaturen hin und wieder ein Blick auf die Motortemperaturanzeige nicht schaden kann. Als wir zufällig drauf geguckt haben, war der Zeiger bedrohlich weit rechts von der Mitte. 


Geduscht haben wir übrigens am Strand in einem kleinen Örtchen namens Port Denison nach einem Bad im Meer. Munter und einigermaßen sauber sind wir weiter nach Geraldton (die erste größere Stadt 422 km nördlich von Perth). Geraldton ist ganz schnuckelig, hat eine hübsche Promenade, aber ist im Gesamten nicht wirklich besonders. Also sind wir weiter durch wirklich atemberaubende Landschaft zum Pink Lake bei Port Gregory. Warum der See jetzt pink ist, haben wir nicht wirklich verstanden, aber wir hatten Glück, es war sehr windig, und der See deswegen wirklich richtig pink (auf den Bildern kommt das gar nicht so richtig rueber). 

Auf dem Rückweg aus Port Gregory, wo wir uns den Strand angeguckt hatten, haben wir einen Sandweg der Richtung Meer und Ufer des Pink Lakes zu führen schien, entdeckt. Wir dachten uns cool, testen wir mal unseren tollen Allradantrieb und fahren ein wenig Offroad. Die ersten hundert Meter haben auch wirklich gut funktioniert. Aber dann wurde der Sand tiefer und weniger fest und auf einmal ging es nicht mehr voran und auch nicht mehr zurück. Wir hatten uns festgefahren, irgendwo im nirgendwo (na gut, immer noch nahe der Straße, klingt jetzt Leichtsinniger als es eigentlich war (3 km von Port Gregory)). Also ist Flemming ausgestiegen, hat von vorne geschoben und Janine hat Gas gegeben und wirklich nur sehr, sehr langsam, ging es dann auch wieder rückwärts raus. Oh mein Gott, ihr könnt euch dieses Glücksgefühl gar nicht vorstellen. Zurück blieb die Entdeckung, dass unser 4WD irgendwie nicht ganz so zu funktionieren scheint (es haben nämlich die Hinterräder durchgedreht und die Vorderräder sich gar nicht gedreht). Vom Pink Lake aus sind wir bis zu einem Camping Platz 20 km vor Kalbarri gefahren. Der Camping Platz lag echt toll, auf einem Hügel mit Blick auf den Indischen Ozean. Dort haben wir am Abend sehr nette Backpacker kennengelernt die aus dem Norden kamen und Richtung Süden fuhren. 


Am nächsten Morgen sind wir weitergefahren nach Kalbarri und in den Kalbarri National Park. Als wir losfahren wollten, ging auf einmal die Klappe hinten nicht mehr richtig zu und konnte nur mit Hilfe anderer Leute zugedrückt werden – ärgerlich. Also sind wir in Kalbarri beim Auto Repair Centre vorbeigefahren, die konnten uns zumindest mit der Klappe nicht helfen. Aber wegen Allrad konnten sie uns den wertvollen Tipp geben, dass man die Vorderräder, um auf Allradantrieb umzuschalten, feststellen muss. Das hatten wir natürlich nicht gemacht, Allrad ist also doch nicht kaputt, sondern war einfach nicht an. Der Kalbarri National Park ist super genial. Er besteht aus zwei Teilen, einem Küstenabschnitt kurz vor Kalbarri und einer Art Canyon. Die Küste ist wundervoll, eine Steilküste mit unglaublichen Klippen und Felsformationen und türkisenem Wasser. Um zum Canyon zu gelangen, muss man 25 Kilometer Dirt Road fahren. Dirt Roads sind die typischen hubbeligen, unebenen aus rotem Sand bestehenden Pisten die man sich in Australien so vorstellt. Glaubt uns – man will eigentlich keine 65 Kilometer Dirt Road (hin und zurück und umher) an einem Tag fahren. Aber der Canyon war es definitiv wert! 


Übernachtet haben wir 200 Kilometer weiter auf einem Camping Platz namens Hamelin Station, der sehr schön war, mit total netten und freundlichen Menschen. Den nächsten Tag, Janines Geburtstag, sind wir sehr entspannt angegangen. Wir haben während der Mittagszeit Wäsche gemacht, sind dann ein Stück die Shark Bay entlang gefahren und auf den nächsten Strand den wir gesehen haben, gefallen, mit dem schönsten Wasser bisher! So toll klar und türkis. Genauso schön aber total besonders ist 50 Kilometer weiter Shell Beach. Shell Beach besteht, wie der Name schon sagt, nur aus kleinen, weißen Muscheln. Gegen Abend sind wir in Denham angekommen, einer Ortschaft an der Spitze der Landzunge in der Shark Bay. Dort haben wir uns leckere Sachen eingekauft und im Sonnenuntergang an der Promenade gepicknickt. Nach einigem Verfahren (5 Kilometer Dirt Road im nirgendwo) haben wir den Öffentlichen Campingplatz Eagle Bluff gefunden (diesmal einer ohne überhaupt irgendetwas, kein Klo!). Dort haben wir die ersten lebenden Kängurus gesehen. Am nächsten Morgen sind wir um 6 aufgestanden um rechtzeitig zur Delfinfütterung an den Strand bei Monkey Mia zu kommen. Dort kommen jeden Morgen um 7 Uhr 30 wilde Delfine an den Strand um gefüttert zu werden. Die Delfine waren so nahe an einem dran, wow. Danach haben wir dort gebadet, am Strand gelegen und sind dann gegen Mittag von dort losgefahren.


Auf dem Rückweg durch die Shark Bay haben wir dann angefangen zu überlegen ob wir wirklich noch weiter hoch nach Exmouth fahren wollen. Es ist in der Shark Bay schon so warm gewesen, und 600 Kilometer weiter nördlich sollte es noch heißer werden. Außerdem fährt man 600 Kilometer durch Wüste und förmlich nichts - und 600 Kilometer schafft man nicht an einem Tag, es ist einfach zu schrecklich warm. Aber bei Exmouth liegt halt das Ningaloo Reef, ein riesiges Reef, dass man durch schwimmen und schnorcheln vom Strand aus erreichen kann, also eigentlich echt cool. Wir hatten also so unsere Zweifel und haben deswegen nochmal bei Hamelin Station angehalten und uns mit den freundlichen Menschen dort unterhalten und von ihnen beraten lassen. Der Satz „I would go there for work but not for holidays at this time“ hat es dann für uns entschieden. Wir lassen das Nigaloo Reef weg, machen keinen 1200 Kilometer weiteren Umweg und sparen das Geld für das Great Barrier Reef. Also sind wir gestern zurück nach Perth gestartet. Diesmal haben wir den Highway genommen – ungefähr 300 Kilometer geradeaus, dann eine Kurve, dann weiter 300 Kilometer geradeaus – wundertoll. Mittlerweile haben wir die kleinen grünen Schilder hassen gelernt, die am Straßenrand stehen und die Entfernung zur nächsten Ortschaft verkünden. Denn wenn man eins sieht, erkennt man, dass die halbe Ewigkeit die man gefühlt seit dem letzten Schild gefahren ist, nur 10 Kilometer waren. 


Handyempfang hatten wir übrigens nur in Geraldton – Vodafon (unsere Wahl des Mobilfunkanbieters, empfohlen vom Elektrofachgeschäft Dick Smith in Perth) scheint ein echt unglaublich gut ausgebautes Netz zuhaben… Jetzt zurück in Perth haben wir ein anders Hostel als vorher – 4 Euro teurer, aber mit Parkplatz fürs Auto (sehr wichtig), Schwimming Pool und Frühstück. Das Auto ist eigentlich echt gut gelaufen, die ersten 2180 Kilometer ohne wirkliche Panne. Man merkt, dass es ein altes Auto ist (ab und zu startet es mal nicht so gut, oder hat irgendwelche Aussetzer oder dann ist hier und da mal was Schrott). Wir nennen es liebevoll aber auch etwas hypochondrisch (wir hoffen ihr versteht was wir damit ungefähr meinen, wir warten geradezu darauf das was kaputt geht) Schrotti. Wir fahren morgen noch mal zum Mechaniker, lassen die Klappe reparieren und am Ende ist das Auto so komisch öfters abgesoffen (nein, nicht unsere Unvermögen ;)) – das lassen wir auch mal checken. Wir haben das Hostel hier nur für 2 Tage gebucht und wollen dann in den kühleren Süden weiter. Mal sehen, was auf uns zu kommt, vielleicht bleiben wir länger in Esperance oder so (soll toll sein) und suchen nach Farmjobs. Wir hoffen euch geht es allen gut – uns geht’s gut, die letzte Woche war anstrengend aber toll. Wir sind gespannt wie es euch allen ergeht, was passiert bei euch so, schreibt uns!! (ffia@aisod.com oder hier oder Facebook!)
Liebe, Janine und Flemming

3 comments:

  1. Wahnsinn!!! Sensationelle Bilder!!! Ich freue mich für Euch, dass ihr so ein spannendes, unvergesslichiches Abenteuer erleben dürft! Das Bett habt Ihr ja prima hinbekommen! Da sind wir stolz auf Euch! Mir wäre aber auch gruselig zumute , wenn ich in der Wildnis im Stockdunkeln übernachten müsste:-(( Alle Achtung!!! Bin neugierig auf mehr....... :-))) XOXO Love Mum

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  2. Wow... ich bin ja sooo neidisch darauf was ihr alles erlebt!
    ...und auf das Wetter, da bekommt man erst recht fernweh ;)

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  3. Was ihr schon alles gesehen und erlebt nach einer Woche on the road. Toll!! Aber auch ganz schön einsam...und die mit der Kettensäge sind, glaube ich, in der Ecke nicht so oft unterwegs - vielleicht hättet ihr nicht so viel "paranormal activity" schauen sollen...Wir sind in der Tat stolz auf euch, dass ihr alles so gut und anscheinend ja auch super entspannt hinbekommt. Und bestellt dem Mechaniker einen schönen gruß - er soll die Klappe heil machen. Sonst schicke ich mal HJ vorbei.. Hier ist alles gut, ich schreibe euch über aisod.
    Kuss und hug mum

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