Letzten Mittwoch, einen Tag später als geplant, haben wir uns endlich aus Perth Richtung Süden aufgemacht. Die drei Tage in Perth waren entspannt, zum ersten Mal hatten wir drei Tage in Folge bewölkten Himmel, einen Tag hat es sogar durch geregnet. Nahe des Hostels ist ein Blitz eingeschlagen und wir saßen mehr als eine halbe Stunde im Dunklen. Naja nun gut, Sonne hatten wir ja auch eigentlich genug getankt. In Perth haben wir einige Einkäufe getätigt (und haben dabei eine unsere Kreditkarten im Bankautomaten steckengelassen und so verloren) und waren noch einmal bei unserem Mechaniker, der das Auto durchgecheckt und das Standgas höher eingestellt hat. Am letzten Abend in Perth sind wir in den Kings Park zu einem tollen Ausblick und haben die Stadt von dort aus fotografiert.
Das erste Etappenziel am Mittwoch war der nächste KMart (haben wir KMart schon mal erwähnt? KMart ist ein großer, aus Amerika kommender, Laden in dem es eigentlich alles für sehr billig gibt (die Hälfte unserer Ausrüstung ist von KMart :D)). Uns fehlten noch ein paar Campingsachen (Wäscheklammern, Reiselautsprecher (im Norden hatten wir nirgends Radioempfang)). Zurück beim Auto ließ es sich auf einmal nicht mehr starten. Der auf „An“ stehende Lichtschalter legte nahe, dass die Batterie leer war. Zum Glück waren wir ja bei KMart, wo es wirklich alles gibt. Wir waren schon drauf und dran eine neue Batterie zu kaufen, als uns ein KMart-Angestellter darauf hinwies, dass man uns beim KMart eigenen Autoservice auch einfach Starthilfe geben könnte. Gesagt getan waren wir auch schon wieder zurück auf der Straße – auf dem Weg Richtung Süden. Ziel war ein Campingplatz im Innenland 100 Kilometer südlich von Perth. Der Südwesten Westaustraliens (man stelle sich Perth als imaginäre Grenze vor) ist ganz anders als der Nordwesten. Der Südwesten ist viel dichter besiedelt (immer noch spärlich natürlich) und die Distanzen zwischen interessanten Stellen sind viel geringer. Das Innenland ist nicht brachliegendes Land, keine Wüste oder Buschland, sondern eine total abwechslungsreiche Landschaft aus riesigen Wäldern, blühenden Tälern, hügeliger Steppe und grünem Weideland. Hin und wieder wird man aufgefordert langsamer zu fahren, weil Tierherden die Fahrbahn überqueren. Unser erster Campingplatz lag in einem dieser riesigen Wälder, weit ab von der Straße, mehrere Kilometer auf einem Waldweg, der gefährlich einer dieser schrecklichen Dirtroads ähnelte, in den Wald hinein. Tief im Wald in der Nähe der Marrinup Wasserfälle auf einer Lichtung lag der kostenlose Campingplatz mit Plumpsklo – was will man mehr. Neben uns hatte auch ein sehr nettes Pärchen aus England den Weg zu diesem tollen Campingplatz gefunden mit denen wir uns die ganze Nacht unterhalten haben. Gemeinsam saßen wir im Mondlicht auf der Lichtung und haben über das Universum, Sonne, Mond und Sterne, das Leben und Backpackermörder philosophiert. Beruhigender Weise war der letzte Backpäckermörder hier vor etwa 13 Jahren unterwegs.
Am nächsten Morgen, nach Müslitausch mit den veganen Engländern (endlich mal etwas anderes als Wildberry Wheat-Bix), haben wir uns natürlich die Wasserfälle angeguckt. Nach Janines kläglich gescheitertem Versuch joggend zu den Wasserfällen zu gelangen (es war einfach doch zu weit zu Fuß), haben wir das Auto genommen. Die Marrinup Wasserfälle als Wasserfälle zu bezeichnen, wäre allerdings Wasserfall-Blasphemie. Ein Bächchen das ein paar Felsen herunterplätschert ist wohl eine zutreffendere Umschreibung. Dennoch waren die „Wasserfälle“ wirklich sehenswert.
Weil der Wald und die Landschaft so hübsch waren, beschlossen wir einen kleinen Umweg landeinwärts zu machen. Leider wurde aus dem 50 Kilometer Umweg ein 150 Kilometer Umweg, da wir die Straße, die wir uns durch den National Park ausgesucht hatten, nicht finden konnten. An dieser Stelle sind vielleicht ein paar Worte über die Ausschilderung hier in Western Australia angebracht: WENN (falls unklar: die Betonung liegt stark auf WENN) vorhanden, dann stehen die meisten Schilder erst direkt bei der entscheidenden Abbiegung und man ist zu riskanten Vollbremsungen oder dem Umdrehen gezwungen. Oft sind die Abzweigungen aber auch so unscheinbar das man sie ganz und gar übersieht. Zurück zum 150km Umweg: Er war das Beste was uns hätte passieren können. Wir sind durch unglaublich hübsche Landschaft gefahren, große Teile durch Wald auf einer angenehmen Dirtroad. Als es dann angefangen hat zu regnen, war es fast wie durch Urwald oder Dschungel zufahren – großartig!
Nachdem die Sonne (oder die Hitze) uns in unserem Auto geweckt hatte, sind wir am nächsten Morgen los nach Dunsborough gezogen. Dort haben wir den ganzen Tag mit Julie und Leo (super nette Münchner die wir in Perth kennengelernt hatten und die hier unten jetzt arbeiten) verbracht. Eigentlich waren wir den ganzen Tag am Strand und haben abends in deren Hostel gekocht. Gegen neun haben wir per Zufall erfahren, dass es um 11 eine vollständige Mondfinsternis geben sollte. Also haben wir Decken zusammen gepackt und haben es uns am Strand gemütlich gemacht. Die Mondfinsternis war wirklich perfekt und richtig beeindruckend. Allerdings sind alle unsere Versuche gescheitert ein Bild vom Mond zu machen (Phillip! Wie? Es war immer unscharf!). Dafür haben wir unsere Namen mit Taschenlampe in die Luft geschrieben.
Die Strände an der Geographe Bay, vor allem um Cape Naturaliste und im zugehörigen National Park, sind einfach nur traumhaft. Eigentlich dachten wir alle unglaublich schönen Strände mit ultratürkisem Wasser aus den Reisebroschüren müssen gephotoshopet sein, doch heute haben wir so tolles Wasser und so tolle Strände gesehen wie noch nie in unserem Leben – grandios, sensationell!
Nach Stunden Strandstaunen sind wir durch das wunder, wunderschöne Weinanbaugebiet Margaret River gefahren. Die Straße die wir gefahren sind, war im Grunde eine Allee gesäumt von Weinbergen mit rechts und links zwischendurch riesigen Herrenhäuser und Villen. Gerade, während wir das hier schreiben, sitzen wir an einem Tisch neben einem Lagerfeuer auf einer riesigen Schaf Ranch die auch einen kleinen Campingplatz hat ungefähr 10 Kilometer östlich von dem Örtchen Margaret River.
Bis hier hin ist das Auto ohne Probleme gut gelaufen. Das Schlafen im Auto ist bequem, für Flemming ist es 10 Zentimeter zu kurz, aber dann muss er halt leicht quer liegen oder die Beine anwinkeln. Gekocht wird auf unseren zwei Gaskochern (eine Inventarliste unseres Autos folgt im nächsten Blog) oder in Küchen auf Campingplätzen, hauptsächlich gibt es Nudeln in allen Variationen. Uns geht’s wirklich gut, heute sind wir genau einen Monat in Australien. Wir verstehen uns total gut. Ab und zu haben wir immer mal 5 Minuten in denen wir uns ankeifen, über unnötige Dinge streiten und gegenseitig eigentlich umbringen wollen, doch die vergehen und danach ist alles wieder ganz wunderbar.
Ganz liebe Grüße, Janine und Flemming
PS.: Wir versuchen jetzt Blogs im Wochen Takt zu Posten, da wir nur selten Internet haben.
Ihr macht alles genau richtig - lasst es euch weiter gut gehen. Die Landschaft ist toll - wie Sylt in warm, wie Anna-Maria all over the world. Hier ist nur der weihnachtliche Glühwein heiß...
ReplyDeleteKuss mum
Hallo Janine, hallo Flemming, gestern haben wir Lieder aus Taizè in der Petri Kirche gehört. Es war sehr feierlich. Elke hat mit Greta Kekse gebacken, wir heben welche für Euch auf. Das Merianheft über Australien gibt uns einen guten Überblick über die Ziele Eurer Reise. Wo seid Ihr jetzt und wo seid Ihr Weihnachten? Wir freuen uns auf neue Berichte.
ReplyDeleteWeiter gute Fahrt und viele tolle Erlebnisse. Herzliche Grüße
Elke und Culle
Hi Flem und Janine,
ReplyDeletena erstmal muss ich die Hürde Blogger sein zu dürfen überspringen...
JJ, Ole und ich freuen uns regelmäßig über eure Einträge. Es macht Spaß, bei euch zu sein (wenigstens alittlebit). Weiter so!!
Wir wünschen euch, wenn auch ungewohnt warme, aber hoffentlich schöne und sicher ganz besondere Weihnachtstage mit den anderen backpackern :-) Da JJ sich gerade nach Schulaustauschen umsieht befürchte ich nun ($$$...), dass der Wunsch nach Australien aufkommt??!!
Ganz LG von JJ, Ole und Silke