Tuesday, January 10, 2012

Der Rückweg

Gerade sitzen wir bei stürmischem, aber glücklicherweise trockenem Wetter (denn wir schlafen ja im 15-Dollar-Zelt von KMart) in Kaniva auf einem Campingplatz. Morgen geht es ohne Umweg zurück nach Adelaide. Auf dem Rückweg aus Sydney lagen eigentlich wieder einige echte Highlights auf der Strecke. Der Lonely Planet, über dessen Qualität wir auch noch einmal ein ernstes Wort verlieren werden müssen,  kündigte einige Eden gleiche Fleckchen an. Doch leider hatte es das Wetter diesmal nicht so gut mit uns gemeint. Oben in Sydney war das Wetter einfach nur sensationell, perfekt für Silvester. 

An dieser Stelle müssen wir noch ein paar Sachen zu Silvester und Sydney nachtragen. Wir sind ja mehr oder weniger planlos in Sydney angekommen und hatten deswegen auch überhaupt keine Idee wo wir schlafen sollten, nachdem wir genug gefeiert hatten. Parkplätz gab es natürlich keine in der Nähe von dem Ort wo wir Silvester erleben wollten, also sind wir dort in der Gegend rumgegurkt und haben dann zwei Kilometer weiter einen Parkplatz vor einer katholischen Kirche gefunden. Zu unserem unfassbaren Glück waren die Toiletten der Kirche, die normalerweise für Gottesdienste und sonst was vorgesehen sind, offen. Unser Zelt im Vorgarten der Kirche aufzustellen, fanden wir dann aber doch eine Spur zu dreist und haben beschlossen uns dann halt nachts für ein paar Stunden zu viert in den Bus zu quetschen.
Am nächsten Morgen sind wir nach Manly an den Strand gefahren, was sich als schlechte Idee entpuppte. Scheinbar halb Sydney schien die gleiche Idee gehabt zu haben und war in Manly. Als dann auch noch das Parkhaus 25 Dollar für 2,5 Stunden kosten sollte, sind wir weiter gefahren und haben früh nach einem Schlaf- und Duschplatz gesucht. An einer Schnellstraße sind wir fündig geworden und haben auf dem eigenartigen St. Ives Showground übernachtet. Was genau der St. Ives Showground ist, oder ein Showground überhaupt, wissen wir nicht genau, zumindest durfte man dort übernachten und sogar warm duschen (Wir vermuten es ist oder war einmal ein Platz wo Pferde vorgeführt und gehandelt werden). Bevor wir Sydney am nächsten Abend per haarsträubender Gurkerei durch Sydney selber (wir wollten alle Mautstraßen umfahren) verlassen haben, sind wir, nach Picknick mit Blick in den Hafen und auf die Oper, über die Harbour Bridge gelaufen und haben die Oper und den tollen Hafen von oben bestaunt.

Richtung Süden wurde das Wetter immer schlechter, war aber bis Nowra eigentlich immer noch sehr ansehnlich. Anders als erwartet, ist South New South Wales sehr hügelig, mit tollen Wäldern, Bergstraßen die durch dschungelähnlichen Wald, Berge hoch- und runterführen und Täler ähnlich wie in der Steiermark. Für den alten Minibus, der übrigens liebevoll Betsy genannt wird und getätschelt wird („ruhig Betsy, ruhig“), wenn er sich mal wieder an seinem Sprit verschluckt, war diese Landschaft natürlich gar nichts. Teilweise musste Thomas in den ersten Gang zurückschalten und wir sind leicht untermotorisiert im Schneckentempo den Berg hoch gekrochen – Betsy scheint nicht allzu viel PS zu haben.

Umso weiter wir allerdings in den Süden kommen, desto schlechter wird leider das Wetter. Als Spitzenklasse und seinem Namen alle Ehre machend wird im Lonely Planet ein Ort namens Eden beschrieben. Diese Beschreibung können wir allerdings nicht ganz nachvollziehen. Durch Eden sind wir also nur durch gefahren, für Strände und Wasser war sowieso nicht das Wetter.
In Victoria angekommen, liegen als erstes zwei National Parks an der Küste auf dem Weg. Schade, dass der Himmel stahlgrau ist und es ab und zu regnet – nicht gerade das Wetter bei dem tolle Küste und geniale Strände anschauen besonders Spaß macht. Wir fahren also relativ schnell weiter und übernachten kurz vor Lakes Entrance. Am nächsten Morgen haben wir das Glück doch noch einen Blick auf die Küste mit Sonne und blauem Himmel werfen zu können – hübsch ist es hier auf jeden Fall.

Die Namen von all den kleinen Orten, National Parks und Straßen durch die und auf denen wir fahren, sind an dieser Stelle vielleicht mal eine Erwähnung wert. Entweder die Namen sind total einfallslos und langweilig, oder total eigenartig, besonders schwer auszusprechen oder gar zu merken und fantasievoll aus den Sprachen der Aboriginals (nicht Aborginies!). Die meisten Straßen sind entweder nach einer Handvoll Entdecker (Flinders, Stirling, Stuart, …) benannt – keine Seltenheit ist es in einem Ort auf eine Flinders Road und eine Flinders Street zu stoßen – oder sehr pragmatisch, praktisch z.B.: Main Street, Beach Road, Forrest Drive oder Albany-Perth-Highway genannt. Hier mal ein paar Namen die uns wegen ihr Einfallslosigkeit oder ihrer Besonderheit im Gedächtnis geblieben sind: Useless Loop, Townsville, Balranald, Wagga Wagga, Hay, Wallerawang, Gerringong, Bordertown, Bordervillage, Warracknabeal, Wooroonook, Pretty Beach, Disaster Bay,  Avoid Point, Mount Remarkable, Gerung Gerong, Mount Difficult, Great Dividing Range und Croajingolong National Park. Viele der Ortsnamen würden ohne große Schwierigkeiten auf eine Karte von Tolkiens Mittelerde passen.

Im Grampians National Park war es dann soweit, unser 15-Dollar Zelt wurde ultimativ auf die Probe gestellt. Es regnete in Strömen und die Nacht stand bevor. Als wir in das Zelt kletterten war noch alles trocken, doch als wir irgendwann nachts aufwachten, war die Matratze Großenteils nass. Für Janine war die Sache klar: Flemming muss gegen die Zelt Wand gerollt sein und so die Feuchtigkeit reingelassen haben. Na gut, letztendlich waren wir am nächsten Morgen nach einer nicht gerade erholsamen Nacht, nur halb nass und deshalb recht zufrieden mit unserem Zelt.

Die Grampians sind eine Bergkette westlich von Melbourne, die auf jeden Fall einen Besuch wert sind. Von Halls Gap aus, einem kleinen Ort im Schatten der Berge, führt eine Straße quer durch die Berge, von der immer wieder Stichstraßen zu Campspots und Lookouts abgehen. Von den Balconies aus hat man einen grandiosen Blick auf die Landschaft – und ein bisschen Risiko für ein tolles Bild muss auch sein. Dank des Regens am Tag zuvor waren die McKenzie Falls besonders beeindruckend anzusehen.
Wir auf The Balconies
McKenzie Falls
McKenzie Falls
Während wir das hier jetzt aufgeschrieben haben, hat sich das Wetter total verändert. Es ist zwar immer noch sehr windig, aber die Sonne, die sich jetzt endlich mal blicken lässt, geht toll neben uns über einem Stoppelfeld unter. Die Luft ist erfüllt von den Schreien tausender Kakadus und rot, grüner Papageien, die hier in riesigen Schwärmen rumfliegen. Wir gehen jetzt los und machen ein paar Bilder vom Sonnenuntergang.


Haben euch lieb, Janine und Flemming

(Mittlerweile sind wir in Adelaide angekommen, das Hostel in dem wir die nächsten drei Nächte sind scheint echt cool zu sein - morgen dazu mehr.)

1 comment:

  1. Toll die "balconies" - aber warum sitzt ihr so ruhig? ;-)

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